Jugendliche brauchen Raum für Politik

Luis Menéndez Kury, 16 Jahre, Schüler des Albert-Schweitzer-Gymnasiums Gundelfingen begleitete mich im Rahmen seines Bogy-Praktikums für eine Woche. Es war nicht nur eine Begleitung, sondern Luis referierte in zwei Gemeinden über das Jugendbeteiligungsverfahren von Gundelfingen. Seine Erkenntnisse, Erfahrungen und Einschätzungen hat er in folgenden Text zusammengefasst:

Von Luis Menéndez Kury

Politik. Das ist so ein großes Wort.

Der Teil in einer Zeitung, den man beim Durchstöbern nach Autobildern als Kleiner irritiert weggelegt hat. Ein Thema für „Große“. Ein kompliziertes Thema.

Aber ist das wirklich so?

Ich kam bisher nie wirklich mit Politik und auch nicht mit Kommunalpolitik in Berührung, vielleicht auch weil ich mich nie durch dieses Thema irgendwie direkt berührt gefühlt habe. In meinem Alter gibt’s wohl gänzlich interessantere Themen als Politik. Vor allem, wenn man da eh nichts zu suchen hat, oder nicht?

Falsch!

Das erste Mal, dass ich mich tatsächlich mit Jugendlichen zum Thema Politik auseinandergesetzt habe, war Anfang der 9. Klasse, als ich pflichtbewusst als Klassensprecher zu einer Art Vortrag, oder wohl eher Workshop, eingeladen wurde, in dem ich das allererste Mal gehört habe, und mir dadurch überhaupt einmal Gedanken gemacht habe, dass ich als Jugendlicher und meine Interessen als Jugendlicher einen gewissen Wert in der Politik haben und eigentlich meine Interessen irgendwie in die sogenannte Kommunalpolitik einfließen sollten. Soweit schön und gut, aber wenn das so ist, wieso weiß ich davon nichts? Wieso wusste niemand von uns, deren Interessen doch irgendwie unterstützt werden sollten, davon? Obwohl es sogar einen Paragraphen dafür gibt?

Ich glaube, da kommt der Knackpunkt, und zwar fehlte irgendwie auch der Raum für Politik Jugendlicher und dadurch auch das Interesse. Wenn man Interessen hat, aber keinen Raum diese auszuleben, wohin damit?

Kurz darauf gab es bei mir an der Schule einen Kooperationsworkshop aller Achtklässler, in dem diese das erste Mal gefragt wurden, was sie denn interessiere und was in der Gemeinde ihnen noch fehle und in der anschießenden Vorstellung dieser Ideen bebte auf einmal der Gemeinderatssaal. Diesen Wünschen und diesen jungen Stimmen wurde auf einmal nicht nur Raum geschaffen, sondern auch Gehör und dadurch eine direkte Anbindung nach oben. Auf einmal bekam jeder das Gefühl, etwas voranzubringen und auch voranbringen zu können, und auf einmal war Politik ein viel kleineres und viel interessanteres Thema, als es zuvor schien.

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In Folge dessen begann sich bei mir in der Gemeinde mit allen drei ansässigen Schulen ein Jugendbeteiligungsformat zu entwickeln, welches jedem Jugendlichen Gehör verschaffen kann, und das erste Mal in Gundelfingen Jugendliche in einer wichtigen, nicht zu vernachlässigenden, direkten Rolle in den Gemeinderat bringt.

Ich war an der Entwicklung dieses Formats auch beteiligt in Form von Leiten bzw. Moderieren eines  Kick-Off- Tags zur gemeinsamen Entwicklung einer Verfassungsstruktur in Gundelfingen und ich fühlte auf einmal so eine Energie im Arbeiten und so einen Ideenreichtum in allen anwesenden Köpfen, dass ich mich schon gefragt habe, was passiert wäre, wenn man weiter die „Großen“ hätte Politik machen lassen und man nicht nun aktiv am Politik bilden, aufbauen und erleben wäre.

Ich glaube, dass die Einbindung Jugendlicher in kommunalpolitische Fragen eine sehr wichtige Sache ist, denn  jeder lebt in seinen Lebensraum, in seiner Gemeinde/Kommune, wieso sollte man diesen nicht auch von denen formen lassen können, die ihn nutzen und die eine direkte Verbindung zu dieser haben und sie daher Zuhause nennen.

Auch kann ich sagen, froh zu sein, diese Entwicklung mitsamt Leuten kennengelernt bzw. miterlebt zu haben, da diese mir auch etwas sehr Wichtiges mit auf meinen Weg gegeben hat. Groß zu denken, denn wo ein Wille ist, ist immer auch irgendwie ein Weg.