Das Modell des Jugendgemeinderates ist nur teilweise erfolgreich. In wenigen Kommunen ist die Parallelinstitution zum Stadt- oder Gemeinderat für Jugendliche dauerhaft eine lebendige Beteiligungsform. In zu vielen Kommunen sorgen die modellimmanenten Barrieren dafür, dass sich zu wenige und ausschließlich beteiligungsnahe Jugendliche engagieren.
Wo der Jugendgemeinderat gut funktioniert, soll er nicht in Frage gestellt, sondern unterstützt werden. Allerdings ist eines in jedem Fall klar: Das Modell der Jugendgemeinderäte ermöglicht es einigen wenigen – gewählten – Jugendlichen eine intensive Beteiligungserfahrung in ihrer Stadt zu machen. Sie gehen gestärkt und oftmals auch im Anschluss an ihr Ehrenamt als engagierte Bürgerinnen und Bürger aus dieser Beteiligungsform hervor. Das Interesse dieser Jugendlichen für Politik wurde geweckt.
Eine Gesellschaft, die allen jungen Menschen politische und gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen will, muss sich zum Ziel setzen, konkrete politische Partizipationserfahrung nicht nur für wenige zu ermöglichen, sondern jedem Jugendlichen in der Kommune zugänglich zu machen.
Mit dem Modell des „8erRat“ haben die bundesweit anerkannten Jugendbeteiligungsexperten Erik Flügge und Udo Wenzl ein Modell entwickelt, das alle Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 8 in einem Kooperationsverfahren von schulischem Politikunterricht und außerschulischer Beteiligungsarbeit an Entscheidungen in der Kommune beteiligt.
Im 8erRat setzen sich die Jugendlichen für ein Jahr selbst ihre Agenda, werden in einem strukturierten Verfahren unterstützt und feiern gemeinsam nach einem Jahr ihren Erfolg. Damit trägt das Modell dem Trend zu projektorientierten Beteiligungsformen Rechnung und ermöglicht dennoch die intensive Einarbeitung in einen konkreten Beteiligungsgegenstand. Anknüpfend an den Bildungsplan und sein Thema „Politik in der Kommune“ eröffnet das Modell dem Politikunterricht dieses Thema erfahrungsorientiert zu unterrichten.
Wird das Projekt als kontinuierliche Beteiligungsform etabliert, so können über die Jahre hinweg alle Jugendlichen einer Stadt ihr Jahr der Beteiligung erlebt haben. Ehemalige Teilnehmende können die aktuellen Jahrgänge der Stufe 8 unterstützen. Verbände und Vereine können durch eine Anbindung an das Modell direkt ihre Angebote eines anschließenden Engagements in ihren eigenen Strukturen machen.
Mit diesem Modell trägt eine Kommune umfassend dem Anspruch Rechnung „hier und heute Kindern und Jugendlichen positive Beteiligungserfahrungen zu ermöglichen, damit sie auch später zu mündigen und engagierten Bürgerinnen und Bürgern werden“ (Bertelsmannstiftung).