Gelingende Jugendbeteiligung – ein Standortfaktor für Städte, Märkte und Gemeinden

Winfried PletzerWie erfolgreiche Jugendpolitik unsere Kommunen zukunftsfähig macht
Winfried Pletzer, Bayerischer Jugendring
Partizipation im Gemeinwesen erhöht Identifikation mit dem Gemeinwesen. Und Identifikation mit der Gemeinde erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass junge Menschen in ihrer Heimat verwurzelt bleiben. Für die Zukunft – insbesondere des ländlichen Raumes – in Zeiten eines beschleunigten Struktur- und Demografischen Wandels ist dieser Zusammenhang von besonderer Bedeutung: Denn viele Gemeinden des ländlichen Raumes verlieren durch eine überproportionale Abwanderung der kreativen jungen Generation, durch den Wegzug der jüngeren und qualifizierten „Macher“ die vitalen Potentiale für ihre Weiterentwicklung. Ein wichtiges Ziel für Gemeinden mit Zukunft muss deshalb sein: Für Jugendliche, insbesondere im Alter zwischen 18 und 25 Jahren, sollte ihre Heimatgemeinde so attraktiv und lebenswert sein, „dass sie bleiben – statt zu gehen.“ Zumindest sollten sie, wieder zurückkommen wollen (und können), in ihre Heimatgemeinde; nach auswärtiger Berufsausbildung, nach Studium, Praktika und Auslandsaufenthalten.

Was veranlasst junge Menschen nun zum Bleiben, was ist der Grund dafür, dass junge Menschen ihrer Heimatgemeinde eben nicht den Rücken kehren? Was hält sie im Dorf?
Zusätzlich zu den, evidenten strukturellen sowie wirtschaftlichen Faktoren und Rahmenbedingungen, zeigen Untersuchungen, dass insbesondere die Qualität der sozialen Bezüge in den Gemeinden dafür entscheidend ist, ob es für junge Menschen attraktiv erscheint, ihrer Heimatgemeinde weiterhin als Lebensmittelpunkt zu wählen. U.a. zeigen aktuelle Untersuchungen, dass sich eine aktive Bürgerschaft mit einem regen Vereinsleben positiv auf die demografische Entwicklung auswirkt. Eine Vermutung zum ländlichen Raum lässt sich damit empirisch verifizieren: „Engagierte Bürgerinnen und Bürger und genügend Partizipationsmöglichkeiten machen kleine Orte attraktiver“. Bürgerschaftliches Engagement korreliert mit demografischer Stabilität! Es zeigt sich in den untersuchten Gemeinden deutlich: wachsende Dörfer haben die größte Dichte an Vereinen, umgekehrt weisen sehr stark schrumpfende Orte die geringste Anzahl an Vereinen auf. Eine, gemessen an der Vereinsdichte, aktive Bürgerschaft trägt somit zur demografischen Stabilität in Gemeinden des ländlichen Raumes bei. Je mehr sich Bewohner sich in den Gemeinden engagieren (können), desto stabiler sind die Ortschaften.

Diese politische Beteiligung will aber gelernt sein, Zivilgesellschaft will entwickelt werden, soziales Engagement muss gefördert werden. Die Grundsteine für die soziale Kompetenz der gesellschaftlichen Mitverantwortung werden insbesondere im Kinder- und Jugendalter gelegt. Durch Gelegenheiten und Möglichkeiten zu Mitbestimmung und Mitgestaltung für Kinder und Jugendliche in den Gemeinden wächst die Bereitschaft zu sozialem Engagement im Kinder- und Jugendalter, ein Engagement das zu aktiver als Mitbürgerschaft führt.

Partizipationsmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen in den Gemeinden werden somit zum wichtigen Teil eines lebendigen Gemeinwesens. Damit sich junge Menschen mit ihrer Gemeinde identifizieren und an ihrer Entwicklung aktiv Anteil haben, benötigen sie Impulse, Aufforderung und Gelegenheiten, auch Hilfestellung und Begleitung. Kinder und Jugendliche brauchen Lern- und Erfahrungsfelder in ihren Gemeinden, um ihre Aufgabe als engagierte Bürgerinnen und Bürger kennenzulernen und einzuüben. Die kleinen, überschaubaren politischen und gesellschaftlichen Horizonte, mit ihren Möglichkeiten und Grenze bieten den idealen Bezugsrahmen. Erst durch Beteiligung, erst durch aktive Mitwirkung wird der Wohnort zur Heimatgemeinde und – ein Ort zum Bleiben.
Dieses Engagement, diese Identifikation mit der Gemeindeentwicklung durch aktive Beteiligung ist es, das junge Menschen vor Ort hält, dass sie immer wieder zum zurück kommen – letztlich zum Bleiben veranlasst. Insbesondere für kleinere Gemeinden auf dem Lande ist diese Identifikation ihrer Jugendlichen mit ihrer Gemeinde ein wichtiger Bestandteil zur Zukunftssicherung eines lebendigen und funktionsfähigen Gemeinwesens.